|  Der
          Weg des Kandidaten - vom Reichsdorf zur Reichsstadt,
 oder: vom Main-Taunus-Zentrum zur Kaiserstraße.
 Vielleicht
          mag Sie interessieren, woher ich komme und wodurch meine
          gesellschaftlichen und politischen Erfahrungen vorwiegend geprägt
          wurden. Dann nehmen Sie sich fünf Minuten für eine Zeitreise,
          die zugleich den Beginn meines Weges nach Friedberg erklärt. Geographische
          Einordnung:
           In
          Sulzbach (Taunus) bin ich aufgewachsen und bis zum Abitur zur Schule
          gegangen (übrigens ein Jahrgang unter unserem Schulsprecher mit dem
          Namen Roland Koch...), habe eine Familie gegründet, beruflich Fuß
          gefasst und mache seit 16 Jahren ehrenamtlich Kommunalpolitik. Die
          Gemeinde liegt im östlichen Main-Taunus-Kreis, grenzt im Süden
          an die A 66 zwischen Frankfurt und Wiesbaden. Im Norden beginnt das
          Vortaunus-Gebiet. Nachbarkommune ist die Stadt Bad Soden, eine ähnliche
          Konstellation wie Friedberg und Bad Nauheim, sicher manchmal auch im
          Atmosphärischen... Sulzbach
          ist 15 Kilometer von der Stadtmitte Frankfurts, 20 Kilometer von
          Wiesbaden, 30 Kilometer von Darmstadt und 35 Kilometer von Friedberg
          entfernt. Es liegt damit zentral im Rhein-Main-Gebiet. Überregional
          seit 1962 bekannt ist Sulzbach wegen des ersten deutschen
          Einkaufszentrums „auf der grünen Wiese“, dem Main-Taunus-Zentrum
          (MTZ), seinerzeit das größte in Europa. Seither hat es viele Veränderungen
          erfahren, wurde immer moderner. Für inzwischen Millionen Besucher ist
          dabei das Kinopolis zum Anziehungspunkt geworden, einem Kinopalast mit
          12 Sälen, und es wird berichtet, dass der Einzugsbereich zeitweise
          bis Gießen reicht. Sicher werden auch Friedberger schon dort gewesen
          sein. Wirtschaft
          und Gesellschaft
           Sulzbach
          ist ein Dorf. Diese Aussage wird angesichts der vorstehenden
          Beschreibung Verwunderung auslösen. Abgesehen von der Tatsache, dass
          Sulzbach in dieser Eigenschaft durchaus mit Unzulänglichkeiten im
          Bereich des Straßenverkehrs (siehe Kaiserstraße in
          Friedberg-Kernstadt oder Durchgangsverkehr in Dorheim) und der
          schwindenden innerörtlichen Geschäftsstruktur (im Gegensatz
          zum MTZ) zu kämpfen hat, ist diese Bezeichnung nicht negativ, sondern
          durchaus wohlwollend gemeint. Denn hier kann man sich wohl fühlen.
          Die Infrastruktur ist überdurchschnittlich gut in den Bereichen Öffentliche
          Einrichtungen und Kultur/Vereine. Sie wird sehr gepflegt. Dabei
          hat sich Sulzbach die dörfliche Struktur mit noch einigen
          Haupterwerbslandwirten, gut ausgebautem Feldwegenetz und (zum
          Leidwesen mancher Investoren und des normalen Häuslebauers) nur
          moderaten Erweiterungen von Wohn- und Gewerbeflächen bewahrt.
          Für die Grundstückspreise gilt dieses allerdings nicht. Sulzbach
          ist modern. Das ist kein Widerspruch. Einrichtungen wie Bürgerzentrum
          und Sportanlagen, Kindertagesstätten und zukünftig ein Rathaus fügen
          sich trotz städtischem Ambiente ein und zeigen auf, dass Architektur,
          die nicht in der Vergangenheit verharrt, angenommen wird. Die
          Lage des Ortes, eingeschränkte räumliche Entwicklungsmöglichkeiten
          und eine Reihe von Einschnitten in der Ortsgeschichte haben das Unabhängigkeitsdenken
          der Menschen in Sulzbach geprägt. Das hat auch auf mich abgefärbt,
          wenn es um die Wahrung von Interessen geht, die wirtschaftlich oder
          politisch zum Wohle der Menschen durchgesetzt werden müssen. Es
          beinhaltet aber durchaus auch bei den Sulzbachern die Bereitschaft zur
          Zusammenarbeit, zur Kooperation. Nur vorführen lassen sie sich gar
          nicht gerne. Dieses Gefühl, dieser Ortspatriotismus, wurde vermutlich
          über Jahrhunderte entwickelt. Erkenntnisse
          aus der Geschichte
            Geschichte
          beginnt früher als die schriftlichen Aufzeichnungen es dokumentieren.
          Das gilt für Sulzbach gleichermaßen wie für Friedberg. Mit der
          ersten Urkunde, in der Sulzbach erwähnt wird, ist auch Friedberg
          verbunden. 1035 übergibt nämlich Kaiser Konrad II umfangreiche
          Besitztümer an das von ihm gegründete Kloster in Limburg an der
          Haardt bei Bad Dürkheim in der Pfalz. Dabei überträgt er nicht nur
          Besitz und Rechte an der Gemarkung Sulzbach einschließlich seiner
          Siedlung sondern auch weitere Güter, u.a. in Fauerbach.
 
            
              
                
                  Nebenstehend
                  eine Abschrift aus dem 15. Jhdt. der urkundlichen Erwähnung
                  von Sulzbach und Fauerbach durch Kaiser Konrad II im Jahre
                  1035, aufbewahrt im Marburger Stadtarchiv. Quelle:
                  "Sulzbach und seine evangelische Kirche" Festschrift
                  1974, Hrsg. Ev. Kirchengemeinde Sulzbach, Seite 11.
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          nimmt die rechtliche und politische Bedeutung Sulzbachs zu, als in
          einer Urkunde der Stadt Frankfurt Sulzbach erstmals als Gemeinde mit
          Schultheiß und Schöffen erwähnt wird. Es wird die Verpflichtung zum
          Dienste im Heer des Reiches festgeschrieben.
           Diese
          verdichtete Beziehung wird 1339 noch deutlicher als Kaiser Karl IV die
          Gemarkung verpfändet. Erstmals wird Sulzbach dabei als „des
          Reiches Dorf“ bezeichnet. Diese Rechte werden in späteren
          Urkunden bestätigt. Daher waren die Sulzbacher 1450 auch aus eigener
          Rechtskompetenz in der Lage, das ganze Dorf und alle seine Rechte und
          Freiheiten an die Stadt Frankfurt a.M. zu verpfänden - für 800
          Gulden. Man denke einmal angesichts der u.a. Haushaltszahlen darüber
          nach, wie sich heute die Stadt Frankfurt a.M. freuen würde, hätte
          ein solcher Vertrag noch Gültigkeit. Die Sulzbacher lösten sich aber
          1613 wieder aus. Ab 1650 gerät Sulzbach unter den Einfluss des
          Erzbischofs von Mainz. Kardinal Lehmann hat hiervon heute aber keinen
          Vorteil mehr. Entwicklung
          in Abhängigkeit und Freiheit
           Viele
          Jahrzehnte waren immer wieder von Prozessen über die Frage der Zugehörigkeit
          Sulzbachs unter bestimmte Rechtsordnungen bzw. des Bestehens von
          eigenen Rechten geprägt. Das veranlasste die freiheitlich denkenden
          Sulzbacher, 1753 ein Rechtsgutachten in Auftrag zu geben, das ihre
          Rechte, insbesondere ihre Reichsunmittelbarkeit, klären sollte. Heute
          wird dieses als Grundlage der ersten Sulzbacher Geschichtsschreibung
          angesehen. Aber
          das Heilige Römische Reich Deutscher Nation bricht 1804 zusammen und
          die Sulzbacher geraten unter die Herrschaft des Herzogtums Nassau.
          1866 werden sie - zusammen mit den Nassauern - auch noch zu Preußen.
          Das mag zwar ihrem jahrhundertealten rechtlichen Selbstbewusstsein
          weniger geschadet als es vielmehr gestärkt haben. Ein Einschnitt in
          die von Viehwirtschaft, Handkäs’ und Äppelwoi geprägte
          Lebensauffassung mag dieses für manchen vielleicht doch gewesen sein.
          Die Sulzbacher schafften es ohne und mit Preußen selbst, sich durch
          fleißige Produktion und Handel auch in den folgenden Jahrzehnten auskömmlich
          ernähren zu können. Bildung
          wurde
          zur besonderen Verpflichtung und so konnten die Kinder direkt in der
          Ortsmitte ab 1913 in eine große Schule gehen, die ich selbst noch in
          meinen beiden ersten Schuljahren besuchen konnte. Inzwischen
          wurde dieses Gebäude saniert und erweitert und wird noch als Bürgerhaus
          genutzt, in dem bis März 2003 auch die Sitzungen der
          Gemeindevertretung stattfanden. Anschließend traf man sich im
          Erdgeschoss zu „guten Gesprächen“ - einem inzwischen geflügelten
          Wort aus dem Munde eines ehemaligen Vorsitzenden der
          Gemeindevertretung - in dem dazugehörigen Restaurant. Viele
          Politikerkollegen aus den meisten Fraktionen sind hier noch zur Schule
          gegangen, wo jetzt mehr oder weniger bedeutende Reden gehalten oder
          klare Streitigkeiten ausgetragen werden, man sich dann aber zum Äppelwoi
          anschließend wieder trifft - eine politische Kultur, die ich mir auch
          in Friedberg für die Zukunft wünschen würde - nicht wegen des „Stöffche“
          oder anderer Getränke, sondern wegen der Kommunikation auf
          zwischenmenschlicher Ebene, die Verständnis aber vielleicht auch
          Vertrauen schaffen kann. Zurück
          zur Geschichte: Das Leben läuft in eingefahrenen Bahnen, bis 1933 die
          Nationalsozialisten die Herrschaft übernehmen und damit
          einschneidende Veränderungen im Gemeindealltag vornehmen, wie dieses
          allerorts erfahren wurde. Die
          Sulzbacher besinnen sich nach Kriegsende schnell wieder ihrer alten
          freiheitlichen Auffassung. Die Amerikaner setzen dann einen Sulzbacher
          als kommissarischen Bürgermeister ein, der sich bei den Einwohnern über
          die Jahre seines Wirkens hinweg trotz der ein oder anderen Kritik großes
          Ansehen erwarb und den Grundstein für eine lange Periode SPD-geführter
          Verwaltung legte, die seit 1977 in eine bis heute andauernde
          erfolgreiche CDU-Verantwortung mündete, meist gemeinsam mit der FDP
          und in sachlicher Zusammenarbeit mit anderen Fraktionen. Vorreiter
          in Hessen wurde Sulzbach 1953 als eine der ersten Gemeinden, die ein
          Dorfgemeinschaftshaus hatten, mit Wasch- und Kühlräumen. Manchmal
          ist dieses Gebäude auch heute noch unterkühlt, weil entweder die
          Heizung nicht gegen die Kälte ankommt, oder die Gemüter der Nutzer
          es gelegentlich dazu machen. Hier ist ein großer Teil der Verwaltung
          untergebracht. Es wurde zum Rathaus, in dem auch die Fraktionen und
          Ausschüsse tagen. Im Herbst 2003 wird es abgerissen und macht einem
          modernen Gebäude Platz, das in der Geschichte Sulzbachs nach vielen
          verschiedenen zum Rathaus jeweils umgebauten Häusern erstmals nach
          mindestens 969 Jahren Geschichte von Anbeginn diese Funktion haben
          wird. Ein
          besonderes Jahr
          ist 1974, ohne das eine Darstellung der Sulzbacher Eigenheiten
          unvollständig wäre. Zu diesem Zeitpunkt sollte die große hessische
          Gebietsreform abgeschlossen werden. Der Landesgesetzgeber hatte
          umfangreiche Eingemeindungen geplant, nicht immer mit der Zustimmung
          der betroffenen Kommunen. Das konnten sich die Sulzbacher nicht
          gefallen lassen. Sie sollten nach Bad Soden eingemeindet werden, und
          dieses trotz der nicht vergessenen Tatsache, dass Soden von Sulzbach
          aus gegründet worden war und politisch wie auch im Kirchenleben
          zumindest gedanklich eine Dependence dargestellt hatte. Außerdem war
          die Wirtschaftskraft der Gemeinde so stark und noch im Aufwind, dass
          man keinesfalls die eigene Kasse einer anderen Stadt, noch dazu den
          Nachbarn, ausliefern wollte. In einer einmaligen Aktion, beispielhaft
          für Gemeinsamkeit und Gemeinschaftsgefühl, kämpften Sulzbacher Bürger,
          Vereine und Organisationen gegen den Landesgesetzgeber. Heute erzählt
          man sich noch, dass die SPD-Gemeindevertreter mit Parteiaustritt
          gedroht und die CDU-Gemeindevertreter und Sympathisanten in die
          entscheidende Sitzung der CDU-Landtagsfraktion in Wiesbaden
          eingedrungen sein sollen. Das Ziel wurde erreicht: der Gesetzentwurf
          wurde Stunden später im Hessischen Landtag ohne die Regelung über
          die Eingemeindung Sulzbachs nach Bad Soden verabschiedet! Auf dieses
          Gemeinschaftswerk sind noch heute alle, die daran beteiligt waren,
          stolz - über die Parteigrenzen hinweg. Atmosphäre
          und Leistung
           Eine
          solche Ausnahmesituation hat auch Auswirkungen auf den Umgang der
          Kommunalpolitiker untereinander und mit dem Bürger, wie ich ihn schon
          oben angedeutet habe, ein Stil der auch über einige
          Politikergenerationen weiter getragen werden konnte, und der auch mich
          geprägt hat. Dem Anderen zuhören, seine Argumente als dessen Meinung
          verstehen, Kompromisse suchen, miteinander reden, Ringen um die bestmögliche
          Lösung, aber auch einen unverrückbaren Standpunkt akzeptieren und
          sich trotzdem mit Wertschätzung als Mensch begegnen. Gerne übertrage
          ich diesen Geist auch auf die Friedberger politische Arbeit, wenn mir
          dieses ermöglicht wird. Auch
          und vielleicht gerade deshalb konnte in Sulzbach viel erreicht werden.
          1985 wurde der Gemeinde für vorbildliche kommunale Entwicklung die
          Freiherr-vom-Stein-Plakette, der höchsten Auszeichnung des Landes
          Hessen, verliehen. Wirtschaftskraft
           Sulzbach
          galt als eine der reichsten Gemeinden Hessens. Plante man eine
          Infrastrukturmaßnahme oder eine Investition in die Zukunft, hörte
          man landauf – landab: „Ihr habt es ja.“ Das war auch richtig.
          Die Sulzbacher Politik erkannte, dass man mit zurückhaltender aber
          zukunftsweisender Bodenbevorratung und mit Gewerbeansiedlung zur
          richtigen Zeit erhebliche Rücklagen aufbauen konnte, um damit
          Entwicklungen voranzutreiben und auch einmal einen Batzen Geld
          auszugeben, von dem andere Gemeinden nur träumen konnten. Die
          wirtschaftlichen Veränderungen der letzten zehn bis fünfzehn Jahren
          haben aber auch hier wie in Friedberg gelehrt, dass man kleinere Brötchen
          backen muss. Trotzdem muss an dem eingangs erwähnten Gerücht schon
          etwas Wahres gewesen sein, vergleiche ich einmal Eckdaten der
          Haushalte 2003 (ohne Eigenbetriebe und Gesellschaften) von Sulzbach
          und Friedberg. 
            
              
                | 2003 | Friedberg | Sulzbach |  
                | Einwohner | ca.
                  27.000 | ca.
                  8.600 |  
                | Fläche | 5.017
                  ha | 7.849
                  ha |  
                | Haushaltsvolumen | 41,8
                  Mio. € | 25,5
                  Mio. € |  
                | Grundsteuer
                  A | 260
                  v.H | 170
                  v.H. |  
                | Grundsteuer
                  B | 250
                  v.H. | 200
                  v.H. |  
                | Gewerbesteuer | 340
                  v.H. | 330
                  v.H. |  
                | Stand
                  der Schulden(ohne Kassenkredite)
 | 46,7
                  Mio. € | 1.9
                  Mio. € |  
                | jährliche
                  Tilgungsverpflichtung | 0,53
                  Mio. € | 0,13
                  Mio. € |  
                | Allgemeine
                  Rücklage per 01.01.2003 | 1,3
                  Mio. € | 1,9
                  Mio. € |  
                | Einnahmen
                  Gewerbesteuer | 8,0
                  Mio. € | 7,2
                  Mio. € |  
                | Einnahmen
                  Einkommensteuer | 11,1
                  Mio. € | 5,1
                  Mio. € |  
                | Einnahmen
                  Grundsteuer | 2,4
                  Mio. € | 1,0
                  Mio. € |  Ein
          qualitativer Vergleich soll dieses nicht sein, nur eine
          Kurzinformation und Beweis dafür, dass ich aus einer Gemeinde komme,
          in der alle politisch Verantwortlichen wissen, wie auch in schwierigen
          Zeiten mit Geld umgegangen werden muss, denn es handelt sich schließlich
          um das Steuergeld der Bürger. In
          Zeiten der sinkenden Einnahmen ist Haushaltskonsolidierung
          durch Struktur- und Organisationsveränderungen sowie durch
          wirksames Einbringen wirtschaftlicher Veränderungen gefragt. Hier
          sind auch den Sulzbacher Politikern Kosten-/Leistungsrechnung und
          Budgetierung keine Fremdwörter, sondern Maßnahmen, deren sukzessive
          Einführung betrieben wird. Aber auch die Stärkung der
          Einnahmesituation durch die beschriebene geschickte Boden- und
          Ansiedlungspolitik zeigt selbst in schwierigen Zeiten ihre Wirkung in
          ausgeglichenen Haushalten. Wohnen,
          Gewerbe und Kultur als Grundlagen der Wirtschaftsförderung
           Ein
          Beispiel ist die größte Wohngebietserweiterung in Sulzbach
          mit dem 8 ha großen Baugebiet „Im Haindell“, das langsam aber
          konsequent erschlossen wurde und nicht nur zahlungskräftigem Gewerbe
          Platz einräumt, sondern in angemessenem Abstand nunmehr ca. 800
          Einwohnern Wohnraum gibt, auch mir. Hier wurde das Konzept eines
          modernen, ruhigen, grünen Wohnumfeldes mit viel Freiraum für Kinder
          geschaffen, in dem man sich wohl fühlen kann. Denke ich an die
          Friedberger Erweiterungsmöglichkeiten, sehe ich dieses durchaus als
          Bild vor mir, das ähnlich übertragen werden kann, wenn auch – wie
          bei der Konversion – mit unvergleichlich anderen Ausmaßen
          und genau zu definierender städtebaulicher Zielrichtung. 
            
              
                |  |  Die
          Sulzbacher kümmern sich nicht nur um sich und ihr Geld. Städtepartner-schaften wurden von der Politik initiiert oder vorangetrieben. Sie
          werden aber von den Einwohnern und ihren Vereinen gelebt. Sie bestehen
          mit Pont-Ste.-Maxence in Frankreich nach Paris, Jablonec n.J. in der
          Tschechischen Republik und Schönheide im Erzgebirge. Hier kann auch
          Friedberg auf eine entsprechende Tradition zurück blicken, die es zu
          wahren und zu fördern gilt.
 
            
              
                |  Sulzbach
                  schafft sich einen kulturellen und gesellschaftlichen
                  Mittelpunkt mit dem Bürgerzentrum Frankfurter Hof. Aufwändig
                  wurde ein denkmalgeschützter Stall abgetragen und wieder
                  aufgebaut, der nun den Trausaal des Standesamtes und
                  Ausstellungsräume des Geschichtsvereins enthält. Gegenüber
                  entstand am Standort der ehemaligen Scheune ein Bürgertreff
                  großem Saal, kleineren Versammlungs- räumen und einem
                  restaurierten, erweiter- ten und modernisierten Gewölbekeller.
                  Im Nachbargebäude stehen weitere Versamm- lungsräume zur
                  Verfügung. Kernstück ist die Evangelische Öffentliche
                  Gemeinde- bibliothek.
 
  |  Überhaupt
          steht die selbstverantwortliche Gestaltung von Kultur im
          Mittelpunkt. Politik schafft den Rahmen durch Öffentliche
          Einrichtungen, Gelder, Hilfestellung, eigene Veranstaltungen. Es sind
          aber die Vereine und kulturellen Gruppen, die dieses ausfüllen und
          mit Leben erfüllen. So sehr
          der Sulzbacher manchmal verschlossen und auf sein Gemeinwesen bezogen
          ist, zeigte er sich aber immer wieder weltoffen, gerade im Miteinander
          von Kulturen. Das zeigt sich auch an den Zahlen. Von 8.864
          Einwohnern zum Jahresbeginn 2003 waren 11,3 % Nichtdeutsche aus mehr
          als 25 Nationen. Der - sich selbst auflösende - Ausländerbeirat
          hatte es schwer, eine Lobby zu sein, denn diese scheint hier nicht in
          dem Umfang nötig, wie die Meldungen aus anderen Städten vermuten
          lassen. Achtung und Miteinander sind Alltag, ein Maßstab, der gerade
          in größeren Kommunen wieder mehr gepflegt werden sollte. So habe
          ich meinen Blick vom mir eng vertrauten Sulzbach in dieser Betrachtung
          stellenweise nach Friedberg schweifen lassen, ein Anfang mit dem Ziel,
          ein Bild zu vermitteln, dass die Parallelen, den Weg vom Reichsdorf
          zur Reichsstadt oder vom kleineren modernen Zentrum im
          Rhein-Main-Gebiet zum großen Zentrum der Wetterau leicht machen, die
          Unterschiede aber gerade die Herausforderung darstellen., in und für
          Friedberg einen von Erfahrungen beeinflussten, aber doch eigenen Weg
          zu gehen. Wie
          dieser sich entwickeln wird, ist ein Blick in eine nicht ganz gewisse
          Zukunft. Das Ziel aber ist klar: alle sich darstellenden Chancen
          ergreifen! |